Wie geht es Dir an Deinem Online-Arbeitsplatz? Ich finde: wenn wir als Menschen weiter zunehmend online miteinander arbeiten, dann sehen wir in der Videokachel nur eine Art "Fassade". Wir sehen nur das, was der andere uns sehen lässt - und das oftmals auch sehr gezielt so "eingerichtet" hat. Das sieht dann gerne mal sehr ansprechend aus und wir denken: Wow - so ein schönes, großes und gut ausgestattetes Büro hätte ich auch gerne.
Dafür habe ich gar keinen Platz!
Wie oft hast Du das schon gedacht? Du schaust auf Deinen Arbeitsplatz und kannst Dir gar nicht vorstellen, wie Du mit dem wenigen Freiraum einen schönen Online-Arbeitsplatz mit Ambiente schaffen könntest.
Mir geht es sehr oft so, dass ich denke: Wie es bei ihm/ ihr im Büro wohl wirklich aussieht? Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeitet die Person? Wie hat sie die Sachen verkabelt, befestigt und verbunden?
Wie cool war es da, dass neulich im Rahmen einer Online-Challenge von Thomas Hanke und Peter Claus Lamprecht einfach mal alle Teilnehmenden "blank gezogen" haben. Ich kann Dir sagen, dass es mehr als spannend war, was wir da zu sehen bekamen. Eines ist seitdem sicher:
Platz für einen Online-Arbeitsplatz ist in der kleinsten Hütte
Und das auch noch mit einem überschaubaren Budget. Für mich zählt ohnehin die Devise: So viel, wie nötig - so wenig, wie möglich. Wenn ich Dir jetzt gleich meinen Arbeitsplatz zeige, dann siehst Du darauf viel, viel mehr, als notwendig ist.
Das liegt daran, dass ich ja als Technikmentorin auch ganz viel testen und probieren muss - bevor ich es meinen Kunden empfehlen kann. Manches darf dann auch bleiben, weil ein ständiges Auf- und Abbauen einfach superlästig ist. Manches tritt aber auch schnell wieder den Rückweg an, weil es nur schwer handhabbar, zu teuer oder schlicht zu wenig nutzenstiftend ist.
Ein-Blick in meinen Online-Arbeitsplatz
Stell Dir mein Büro als rechteckigen Raum mit knapp 13 m² vor. An den schmaleren Wänden sind gegenüberliegend eine Türe und ein großes Fenster zur Südseite. Hier erstmal ein paar Fotos, damit Du Dir das besser vorstellen kannst. Sieht aufgeräumt und doch ein wenig chaotisch aus, oder?
Deswegen habe ich in der Sketchnote weiter unten das Ganze mal übersichtlicher aus der Aufsichtperspektive dargestellt. So, dass ich Dir genauer zeigen und erläutern kann, warum die Dinge bei mir eben so sind, wie sie sind ...
Lass uns auf Deinen verfügbaren Raum schauen!
Wichtig ist zuerst einmal die Ausgangsbasis - also der Raum, in dem Du sitzt. Die Größe ist gar nicht so wichtig. Wir werfen einen Blick auf die Wände, den Bodenbelag und die Möblierung. Denn alles das hat entscheidenden Einfluss auf den Ton, den Deine Mikrofone überhaupt liefern können. Ton mag "stoffliches" und "volle" Räume. Also ein Pluspunkt für kleinere Büroflächen. Manche Podcaster gehen für die Aufnahme mit ihrem Equipment sogar in die Abstellkammer oder den Kleiderschrank - weil es so viel bringt für den Ton.
Der zweite Blick gilt der Lichtsituation. Für die Arbeitsergonomie brauchen wir als Rechtshänder Licht von links - damit wir uns beim Schreiben selbst keine Schatten werfen. Für Linkshänder gilt das logischerweise umgekehrt. Insofern habe ich in meinem Büro Glück, denn mein Schreibtisch steht richtig. Doch das Tageslicht vom Fenster links ist tückisch, weil es ständig die Lichtfarbe ändert. Dafür mussten dann ein Rollo und mehrere Leuchten her. Denn für gleichbleibende Qualität ist eine gleichbleibende Lichtsituation sehr hilfreich.
Wie geht das mit dem Licht am besten?
Idealerweise benutzt Du an Deinem Online-Arbeitsplatz kein Licht von vorne. Insbesondere Ringlichter haben unschöne Begleiterscheinungen und sind keineswegs das Gelbe vom Ei. Du brauchst für ein gutes und schmeichelndes Licht mindestens drei Lichtquellen: Führungslicht, Fülllicht und Spitzlicht. Das Führungslicht kommt schräg von vorne und hellt eine Gesichtshälfte gut auf. Das Fülllicht leuchtet Dein Gesicht von der anderen Seite etwas weniger hell aus, damit alles natürlich wirkt. Das Spitzlicht beleuchtet Deinen Oberkopf und Deine Konturen von hinten - damit es bessere Kontraste gibt.
Als ich 2015 mit Webinaren loslegte, habe ich für die Beleuchtung Fotoleuchten benutzt. Diese sind recht preiswert, haben Dreibein-Stative für die Aufstellung im Gepäck, geben gutes Licht, sind allerdings ziemlich raumgreifend. Und selten dimm- oder in der Lichtfarbe verstellbar. Heute arbeite ich mit LED-Panels, die mit Halterungen an meinem höhenverstellbaren Schreibtisch befestigt sind. Sie lassen sich mittels einer App steuern, sodass ich selber sofort auf dem Bildschirm sehen kann, wie ich mein Licht verändert. Das macht mir die Einstellung eines schmeichelnden Lichtes leichter.
Für die Stimmung setze ich - je nach Bedarf - das kleine, gemütliche Lämpchen aus dem Möbelhaus, ein Tube-Light mit RGB-Farbsteuerung oder meine putzige Discokugel ein.
Ton mags plüschig
Mein Büro hat tolles Parkett. Doch das würde zu jeder Menge Hall führen. Also habe ich Teppich unter den Füßen. Die holzglatte Arbeitsplatte ist ebenfalls ungünstig, daher habe ich hier ein übergroßes Mousepad liegen, auf welches ich mein Mikro stelle. Ich habe Regale mit Büchern im Raum, Dekoration herumstehen und bin von jeder Menge Marker und Workshop-Materialien umgeben. Das ist ohnehin praktisch, doch der Ton liebt halt auch genau das.
Ein bis zwei Kameras reichen vollkommen!
Bei mir siehst Du aktuell sieben (!!!) Kameras am Schreibtisch. Keine Bange - bei Dir reichen eine oder maximal zwei Kameras. Einmal für Dein Videobild und einmal als eine Art Dokumentenkamera, mit der Du etwas professionell in die Kamera halten oder live zeichnen/ schreiben kannst. Dafür kannst Du auch Dein Smartphone oder Tablet nutzen.
Wichtig in jedem Fall: Im Kamerabild sollte das Richtige zu sehen sein. Doch über Kameralinsen auf Augenhöhe am Online-Arbeitsplatz werden wir hier jetzt nicht nochmal diskutieren. Das kannst Du auch alles in meinem Buch nachlesen.
Ich bin halt Online-Mentorin und Content Creatorin und mache dafür einfach eine Menge mehr "Budenzauber". So viel Zeug brauchst Du absolut in keiner Weise. Was ich Dir allerdings echt ans Herz lege, sind meine Webcam-Augen. Sie machen es Dir viel leichter, den Blickkontakt zur (ansonsten schwarzen) Kameralinse zu halten. Kannst Du Dir über den Button runterladen, ausdrucken, ausschneiden und neben die Linse kleben.
Nie mehr ohne: Mein 2. ... ähem inzwischen 3. ... Bildschirm
Wozu ich Dir definitiv rate: Arbeite mit mindestens zwei Bildschirmen. Das ist eine unfassbare Arbeitserleichterung für Deinen Alltag, denn so hast Du genug Platz, um Präsentation, Videokacheln, Chat, Teilnehmerliste, Umfragen, Apps und mehr stets im Zugriff zu haben. Für mich war der zweite Bildschirm ein massiver Gamechanger, der mich in der Moderation von Workshops und Online-Mentorings viel gelassener und professioneller gemacht hat.
Um einen zweiten oder gar dritten Bildschirm am Online-Arbeitsplatz betreiben zu können, brauchst Du allerdings eine leistungsfähige Grafikkarte. Das solltest Du einfach mal vorher prüfen. Für den Laptop gibt es mittels USB-Steckverbindung nutzbare Aufsatzbildschirme (ich verlinke Dir hier nur mal ein von mir ungetestetes Modell zwecks Ansicht), die den gleichen Zweck erfüllen.
Viel wichtiger ist allerdings ...
... ein einmal ordentlich aufgeräumter und zielführend eingerichteter Hintergrund. Eine schlichte weiße Wand ist nämlich etwa ebenso grausam anzusehen, wie ein voll gestelltes Bücherregal oder eine Wand voller Kinderzeichnungen, Einkaufszettel oder Omas "röhrendem Hirsch".
Weniger ist auch hier mehr - doch ganz "nackig" im Hintergrund wirkt es auch leicht unpersönlich und aseptisch. Also etwas Atmosphäre schaffen - mit Licht, Pflanzen oder dezenten Regallösungen und kleiner, unaufgeregter Dekoration. Meine Devise lautet an dieser Stelle:
Sorge dafür, dass die Teilnehmenden nichts ablenkt
Also eben nur wenige, geschickt dekorierte Details, kein bunt zusammengewürfelter Schnickschnack. Auch ich bin dafür in Ruhe durchs Haus gelaufen und habe am Ende im Möbelhaus noch eine kleine 35 €-Lampe (siehst Du heute in meinen Online-Meetings im Hintergrund) erworben für ein bisschen optische schönere Stimmung.
Warum ich Dir vom Greenscreen definitiv abrate
So ein Greenscreen klingt erstmal nach einer guten Lösung, um sich vor einem ansprechenden Hintergrund zu präsentieren. Doch Achtung: Wenn Du das dann nicht sehr professionell machst, bezahlst Du schnell mit Deiner Reputation. Denn wenn "Schwimmhäute" zwischen den Fingern auftauchen, Körperteile verschwinden oder es um den Lockenkopf grün schimmert weit jeder: Da hat jemand einen Greenscreen, kann aber nicht richtig damit umgehen.
Ich habe ein höchst hochwertiges Modell. Praktisch als Rollo hinter mir hängen. Doch erstmal muss der Screen nahe genug hinter Dir und breit genug sein, um das Bild auszufüllen. Und dann musst Du jede Menge mit Beleuchtung ausprobieren und testen, damit es ansatzweise professionell wirkt. Sehr viel Aufwand, den Du Dir leicht ersparen kannst, indem Du Dir einmal einen sympathischen und "echten" Online-Arbeitsplatz einrichtest. Hier siehst Du ein - an sich professionelles - Beispiel, wo das mit dem Greenscreen ordentlich schiefgelaufen ist ...
Entspann Dich: alles andere ist erstmal ... unnötig
Klar kannst Du an Deinem Online-Arbeitsplatz direkt mit einer Spiegelreflex-Kamera, HDMI oder DVI-Kabeln, zehn Hubs, einem Teleprompter, einem Kontrollmonitor, einem Smartphone-Rigg, einer Soundbar, einem Stream- oder Loupedeck, OBS und viel mehr durchstarten. Doch dann besteht die Gefahr, dass Du schnell entmutigt wirst.
Denn allzu häufig funktioniert dieses "Plug + Play" in Deiner speziellen Konstellation eben doch nicht so einfach. Der Unterschied zwischen Mac und Windows macht auch Profis oft zu schaffen. Oder es gibt, wenn eigentlich alles passt, ein Update und schwupps ... klappt nix mehr.
Beherrsche Deine Technik - und baue dann erst sukzessive aus
Mein Tipp für Dich, wenn Du bei Dir noch Luft nach oben siehst: Starte klein. Fange mit dem Hintergrund an. Räume den mit dem Blick auf: Was möchte ich, dass meine Teilnehmenden sehen? Benutze eine gute Webcam. Auch heute noch ist eine externe meist deutlich besser, als eine eingebaute - alleine wegen des Kamerawinkels. Dann schaffe eine angenehme Lichtsituation und baue Dir den Arbeitsplatz so auf, dass Du damit gut klarkommst.
Wichtig ist dabei auch, dass Du Dir die ganze Technik entspannt leisten kannst. Hier lohnt der Blick auf gebrauchte Dinge, die absolut in Ordnung sind und oft nur halb so viel kosten. Einfach mal bei Dir bekannten Video- und Online-Profis fragen oder in den Kleinanzeigen schauen).
Und wenn Du irgendwann merkst, Du willst auf die nächste Stufe hüpfen, dann gehe auch hier mit Geduld und Freude zu Werke. Es ist noch kein Profi vom Himmel gefallen.
Wir Content Creator alle haben sehr viel Geld, Zeit und Energie in unsere Studios gesteckt. Das sieht zunächst alles beeindruckend professionell aus. Wer in mein Büro kommt, ist oft erstmal "erschlagen" von den ganzen Gerätschaften, Haltern und Kabelbäumen. Doch am Ende ... nutze ich auch nur ungefähr 50 % davon wirklich in meinen Online-Workshops und -mentorings.
Lass´ Dich also keinesfalls von der "da-geht-noch-was"-Bewegung anstecken. Es sei denn, Du bist so ein Technik-Freak wie ich, der immer alles selbst ausprobieren will! Bleibe einfach Dir selbst treu und taste Dich mit Bedacht heran. Und wenn Du fachliche und menschliche Unterstützung beim Aufbau Deiner eigenen Online-Welt suchst, dann weißt Du ja, wo Du mich findest.