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Rede-Hack Nr. 2 – Reduktion aufs Wesentliche

PowerPoint aus der Hölle

Jeder kennt diese "Folien aus der Hölle" - und doch gehören sie nach wie vor zum Alltag. Gut gemeint ist eben oft alles anderes, als gut gemacht. Dabei geht es ... einfach besser...

Auf dieser Folie im Bild wurde versucht, das deutsche Gesundheitssystem auf einem einzigen Slide übersichtlich darzustellen. Die Erstellung war ganz sicher ein hartes Stück Arbeit - und die saubere Darstellung verdient ein Fleißkärtchen. Wirklich? Also  ich ... sehe das anders!

Ist DAS übersichtlich?

Stell´ Dir vor, Du würdest diese Folie präsentiert bekommen. Du würdest vermutlich mindestens eine Stunde brauchen, um die grundlegende Aussage der Folie zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen - sofern Du die Schriftgröße von Deinem Platz aus lesen könntest.

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Redner sie eine Stunde lang an die Wand projizieren lässt? Ohne dazu zu sprechen und Dich damit zusätzlich vom Verständnis der Folie abzulenken? Null!

Ehrlich? Diese Folie hätte keine Chance, bei Deinem Publikum anzukommen. Die Details würden die Teilnehmer im Nachgang eher schnell wieder vergessen. DAS ist einfach ... zuviel. Jetzt könnte ein exzellenter Redner natürlich strukturiert durch die Folie “führen”. Doch bei dem meisten Teilnehmern würde in dem Moment, in dem die Folie auf der Leinwand erscheint, die innere Klappe runtergehen. Sie würden aussteigen und die weitere Präsentation sanft an sich vorbeiplätschern lassen.

Außerdem würde ein exzellenter Redner niemals, wirklich NIEMALS, mit einer solchen Folie antreten. Weil er weiß, wie seine Zuschauer “ticken” und was sie brauchen, um zu verstehen.

Visuell aufbauen

Wenn Du mit Deinem Thema darauf hin arbeiten willst, dass die Teilnehmer am Ende auch eine solche Folie “verdauen” können, dann baue sie Stück für Stück - in gehirn-gerechten Häppchen und vielleicht mit einem cleveren Farbleitsystem - auf. Und präsentiere ganz am Ende kurzzeitig diesen Gesamtüberblick. Doch selbst dann wäre diese extrem komplexe Folie noch eine arge Zumutung.

Daher meine Botschaft an Dich: Auf Deinen Folien präsentierst Du starke, emotionale Bilder. Passend zu Deinen 3 - 5 Kernbotschaften. Alles andere erzählst Du dann lebendig und im Kontakt mit dem Publikum dazu.

Indem Du auf die Bilder Bezug nimmst und sie mit Deinen Inhalten verwebst. So dass bei den Teilnehmern im Nachgang der “Film” Deines Vortrages sofort wieder an der Stelle zu laufen beginnt, an der Du dieses Bild gezeigt hast.

Text raus, Bilder rein

Die Macht kraftvoller Bilder wird noch immer unterschätzt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Weil es in den Köpfen der Menschen auf vorhandenes Wissen und gelebte Emotionen trifft. Unvermittelt. Individuell.

Du erzählst dann die ebenfalls mit Emotionen aufgeladenen Geschichten und Inhalte dazu. DAS wirkt. Nachhaltig. Weil auf diese Weise bereits vorhandenes Wissen mit neuen Impulsen und Erkenntnissen verknüpft wird. Das schafft einen deutlich höheren Erinnerungswert. 

Folien mit viel optischem Inhalt lenken Deine Teilnehmer ab, weil sie selber schauen und verstehen wollen. In dem Moment kannst du reden, was Du willst - die Teilnehmer "machen sich selbst ein Bild". Das Gleiche gilt, wenn Du Text in ganzen Sätzen auf die Folien setzt: Deine Teilnehmer lesen IMMER mit. Bei größeren Textblöcken führt das zum berüchtigten "betreuten Vorlesen". Das willst Du sicher vermeiden, oder?

Weniger ist mehr

Dann reduziert. Soweit es Dir möglich erscheint. Nimm´ Komplexität raus und erkläre die Dinge so einfach, wie Du sie Deiner Großmutter erklären würdest.

Wer vor Publikum spricht meint oft, er müsse ein Feuerwerk an professioneller Kompetenz verbreiten, um zu überzeugen. Doch damit überforderst Du schnell Deine Zuschauer. Deren Gehirn ist weniger tief im Thema. Es will an einer ganz anderen Stelle “abgeholt” werden, um Deine Botschaft zu verinnerlichen. Daher ist die Reduktion auf einige wenige - wirklich wichtige - Punkte in der Präsentation deutlich professioneller, als das dicke Wissens-Feuerwerk, dessen Wirkung schnell verpufft.

Rundablage “P”

Dazu gehören eben auch reduzierte Folien. Die Dich in keiner Weise zu “betreutem Vorlesen” veranlassen. Sondern die Dir ermöglichen,  souverän und sehr professionell Deine vorbereiteten und in den Lebensraum der Teilnehmer passenden Stories zu erzählen. Und auch diese ... konzentrieren sich aufs Wesentliche: Deine Botschaft. Du möchtest als Persönlichkeit mit Deiner Botschaft überzeugen und begeistern.

Da braucht es kein Corporate Design des Folien-Masters, keine bunten Logos oder Namensnennungen oder Selbstbeweihräucherungen. Oder - noch schrecklicher - gleich noch den Pfad, unter dem die Präsentation auf dem Firmenrechner zu finden ist.

Lass´ alles weg, was von Dir und Deiner Botschaft ablenkt. Und wenn Du Dir da noch unsicher bist, dann lass´ einfach gleich die Beamer-Präsentation weg. Wirf´ alles in den Papierkorb, was Du nicht UNBEDINGT brauchst. Dann bist Du auf einem sehr guten Weg für eine richtig gute und rundum überzeugende Präsentation.

Präsentation


Bettina Schöbitz

Mentorin für packende Präsentation vor Publikum und Kunden - mit Mikro, Marker und Webcam. Damit Du Deine Teilnehmenden für Dich und Deine Themen begeisterst und selber ... Spaß daran hast.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Bärbel Rademacher

    Hallo Bettina Schebitz, wir kennen uns virtuell schon seit sehr langer Zeit und ich bin immer wieder begeistert von deiner klaren und deutlichen Darstellung des Geschehens in einem Seminar. Gerade weil mir 80 % des heutigen Beitrag sehr vertraut sind, bin ich dankbar, immer wieder darauf gestoßen und bestätigt zu werden. Mittlerweile arbeite ich mit einigen wenigen gut eingeführten Modellen (beispielsweise den TZ I Modell), dass mich durch ein ganzes Seminar begleitet und ich erlebe genau das was du beschreibst mich ein wachsendes Interesse an dem, was da im Raum geschieht. Schwierig finde ich nach wie vor eine Gruppe von nicht ganz freiwillig anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach einem Mittagessen wieder in der Setseminar geschehen einzubauen. Da die Räumlichkeiten in meinem Fall oft keine Großen körperlichen Aktivitäten erlauben, warte ich da immer noch aufeine zündende Idee. In jedem Fall herzlichen Dank für deine Arbeit, die mir immer wieder großen Respekt ab benötigt. Herzlichen Gruß Bärbel

    1. Bettina Schöbitz

      Liebe Bärbel,

      hab ganz herzlichen Dank für Deinen wertschätzenden Kommentar. Logisch, dass mir da das Herz aufgeht – weil ich meine Kunden einfach mag und so gerne erlebe, wie sie wachsen und sich entfalten. Du bist schon so oft aus Deiner Komfortzone gehüpft und hast Dir neue Welten erschlossen. Das ist grandios. Um die Teilnehmenden im Suppenkoma wieder „zurückzugewinnen“, mache einfach etwas Albernes, etwas Unerwartetes, etwas, was sie aus ihrer Erwartungshaltung holt. Bring sie zum Lachen.

      Idee: Frage in die Runde, wer jetzt im Suppenkoma ist … und schicke alle, die die Hand heben, raus … sie sollen 10 Minuten lang draussen irgendetwas suchen, was ihre Motivation hebt… Dann müssen sie sich a) bewegen und b) ins Nachdenken kommen. Sie werden erstmal irritiert sein. Sie werden sich schwer tun – doch sie werden es, wenn Du klar kommunizierst – TUN. Und kommen dann mit frischerem Mindset zurück. Kennst Du die KI Suno? Damit kannst Du eigene Songs „komponieren“. Du lässt Dir von Chat GPT einen richtig witzigen Text schreiben … mit den Inhalten, wie so einer Trainerin TeilnehmerInnen im Suppenkoma oder mit fehlender intrinsischer Motivation erlebt. Den Text lieferst Du in Suno und gibst dort die Stilart ein – Salsa, Bossa Nova, Hardrock u.a. und ob Du eine weibliche oder männliche Stimme willst.

      Baue eine Mini-Aktion ein, die sie an der Stelle, wo der Text kommt, machen sollen … Den Stuhl umdrehen und nach außen schauen … dem Nebensitzer die Hand reichen … der Trainerin eine Kußhand zuwerfen oder irgendeinen harmlosen Unsinn … – dann kannst Du sehen, dass sie zugehört und verstanden haben.

      Dann lässt Du Dir Songs generieren. Spiele herum, es macht mega Spaß. Den fertigen Song lädst Du Dir aufs Handy und spielst ihnen den einfach mittles Bluetooth-Box vor …

      Ach, ich hätte eine Menge Ideen für diese Aktion. Wenn Du mehr brauchst, melde Dich gerne – das wird sonst hier zu viel Text 😉 Und außerdeam hast Du sicher auch selber Ideen, wie Du sie wieder !an den Arbeitstisch“ bekommst.

      Ich schicke Dir ganz sonnenwarme Grüße aus meinem Büro und freue mich an Deinem wundervollen Kommentar.
      Bettina

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